Besuchsbericht Gasthof Schrofen-Hütte // Jungholz

vom 17.09.2016

Feinste Tiroler Wirtshauskultur nur über Deutschem Boden erreichbar
Heute, am 17.September, ist Almabrieb in Jungholz. Es ist Gottlob kein Stau wegen der vielen Tiere, aber immerhin ist im Dorf großes Feiern angesagt. Als ich kurz vor Mittag ankam, scheint das meiste schon vorbei zu sein. Die Schrofen-Hütte ist nicht nur heute besonders gut besucht, denn bei Familie Müller ist immer etwas los. Da ich selbst schon einmal auf einer Schihütte arbeitete weiß ich natürlich, wie hier im Winter die Post abgeht. Nach der sehr herzlichen Begrüßung der Wirtsleut’ Regina und Hans Peter machte der Chef mit mir einen Rundgang durch das ganze Haus. Es ist äußerst beeindruckend wie organisiert, solide, hygienisch sowie fachmännisch auf höchstem Niveau und vor allem wirtschaftlich hier gearbeitet wird. Zu diesen Leistungen im Backoffice kann ich nur gratulieren. Wir hatten nur wenig Zeit uns richtig kennen zu lernen, aber ich sehe in Herrn Müller ein unermüdliches Arbeitstier, einen äußert klugen Unternehmer und einen sehr sympathischen begnadeten Gastwirt. Regina und Hans Peter lieben und leben die Tiroler Wirtshauskultur, vielleicht gerade deshalb, weil Jungholz wie eine Tiroler Oase in Deutschland wirkt. Alle Damen im Service tragen fesche Dirndln, sind professionell, aufmerksam sowie sehr freundlich und humorvoll. Regina brachte mir ein Weißbier und empfahl die Rindsleber „Tiroler Art“.
Kulinarisches: Die große Speisekarte ist etwas fleischlastig, aber auch jeder Vegetarier findet genügend Tiroler Schmankerln und auch sonstige Kreationen. Die Karte ist appetitanregend geschrieben, sehr schön und übersichtlich gestaltet. Nach kurzer Wartezeit servierte man mir schon den nett arrangierten klassischen weißen Porzellanteller mit der Leber, dem Püree, dem Speck und den Tomaten. Die Leber war schön durchgebraten, aber nicht zu trocken, mit einer herzhaft-kräftigen Soße. Das Püree war für mich das Highlight. Ich habe selten so ein perfektes hausgemachtes Kartoffelpüree gegessen. Geschmack und Konsistenz: einfach Spitze! Kein einziges Klümpchen habe ich gefunden, als wäre es durch ein Haarsieb gestrichen worden. Drei Scheiben leckerem kross-gebratenem Speck, drei Scheiben gebratene Tomaten und mit reichlich knusprigen Röstzwiebel garniert. So stell ich mir eine klassische „Tiroler Leber“ vor.
Auch mit der Bezirksverwandten (Osttiroler) Chefin Regina hatte ich logischerweise noch ein längeres Gespräch. Durch die Tourismusfusion mit dem Tannheimertal fühlt sich das „Enklave“ Jungholz ein wenig benachteiligt und nun starten die Einwohner einige innovative, eigenständige Aktionen. Nun kommt überraschenderweise die Verwandtschaft von Regina auf Besuch, die wohl auch den Almabtrieb und das nicht allzu schöne Wetter zum Anlass nahmen, einen Ausflug nach Jungholz zu machen.
Fazit: In der Schrofen-Hütte ist Gastfreundschaft und ausgezeichnetes Essen eine Tradition und wird von der Familie Müller mit aller Liebe und Leidenschaft gepflegt und gehegt. Das nächste Mal besuche ich die traditionelle Schrofen-Hütte im Winter. Vielleicht hat da der Chef Zeit mit mir eine Winterbesteigung des Sorgschrofen zu machen oder einfach ein paar schöne Schwünge in den Tiefschnee zu ziehen und am Abend dann einen feurigen „Tiroler Hut“ genießen. Wünsche allen noch eine erholsame Zwischensaison und freue mich schon auf’s nächste Ma(h)l.
Jungholz, am 17.9.2016 Johann Pichler

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