Besuchsbericht Wirtshaus Rimmlstube // Rinnen
vom 18.10.2019
Traditionelles, hartes, aber schönes Land- und Jagdleben
Heute war meine Anreise zur Rimmlstube in Rinnen ziemlich aufwendig, aber dafür umso schöner. Ausgangspunkt war Seefeld, von dort aus ging es ins Oberer G’richt nach Pfunds zum Gasthof Traube, dann gab es eine Pause im Gasthof Hirschen in Imst. Anschließend führte mich der Weg über die Jubiläumspassstraße (50 Jahre) Hahntennjoch ins wunderschöne Lechtal, wo es dann weiter über Stanzach durch das Namlostal nach Rinnen ging.
Dieses Jahr hatten wir wieder einmal einen besonders goldenen Herbst und es war als würde man durch ein Paradies fahren. Tausende Herbstfarben, fast kein Verkehr und strahlend blauer Himmel begleiteten mich an diesem Tag. Und dann kehrte ich in einer meiner Lieblingshäuser, die traditionelle Rimmlstube, ein. Schon die eindrucksvolle aus Holz gebaute Außenansicht der großzügigen Sonnenterrasse mit dem prächtigen Blumenschmuck laden zum Verweilen ein. Innen gibt es einen einzigen großen Gastraum, der doch irgendwie abgeteilt ist durch einen Kachelofen und die Bar. Eine übergroße gemütliche Bauernstube würde am ehesten als Beschreibung passen, denn es wurde mit sehr viel Holz gearbeitet. Bis an den oberen Rand der vielen Fenster Richtung Süden und Westen geht die Vertäfelung, welche mit einem Gesims und den eingebauten Fensterkarniesen herrlich abschließt. Die schöne, teils verschnörkelte Decke ist aus hellem Holz und so konstruiert, dass die Raumhöhe viel größer wirkt und am Rand wurde auch noch die Lüftung eingebaut. Die Bar ist aus demselben Holz und verleiht dem Raum ein einladendes und harmonisches Ambiente. Die Sitzbank zieht sich um den gesamten Raum an der Wand entlang und sogar noch um den gemütlichen Kachelofen. Die Stoffmaterialien sind in zweierlei Farbtönen ausgewählt und teilen so die Stube in verschiedene Ambiente. Einmal in das wohltuende Moosgrün und einmal in das beruhigende Altrosa.
Am Ende ist es aber egal wo man Platz nimmt, die familiäre und herzliche Gastfreundschaft spürt man ohnehin sofort und man wird von Anfang bis zum Ende verwöhnt und umsorgt, sei es kulinarisch oder im Getränkebereich.
Kulinarisch ist die Rimmlstube für ihre ausgezeichneten Wild- und Lammgerichte berühmt. Da sich meine Essensmenge am Abend eher in Grenzen hält, erbat ich mir auf Empfehlung ein zweierlei Hirschcarpaccio mit Pinienkernen, Senf und Preiselbeeren sowie eine klassische Kürbissuppe.
Beim Carpaccio waren der geräucherte Hirsch und auch der frische Hirschrücken leicht mariniert und wurden mit den vorher genannten Zutaten und ein wenig Rucola serviert: sehr vornehm-interessant, geschmacksexplosiv und voll-herzhaft. Als nächstes löffelte ich eine klassische fein samtige g’schmackige Kürbiscremesuppe mit Kernöl und zu guter Letzt probierte ich noch ein Murmeltierragout mit Polenta und Preiselbeeren. Ich hatte leider noch nie die Gelegenheit gehabt Murmeltier zu essen oder selber zu kochen. Der Geschmack ist leicht süßlich und auch die Faserung liegt zwischen Krokodil und Känguru. Für Leute denen das nicht geläufig ist daher eher gewöhnungsbedürftig. Da beide Wirtsleut‘ auch fanatische Jäger sind, kommt Murmeltier gelegentlich auch auf die Speisekarte. Ich würde auch gern einmal bei der Jagd, der Zerlegung und beim Kochen eines Murmeltiers dabei sein.
Beim heutigen Abend genoss ich noch ein wenig „Jägerlatein“ der Wirtsleut‘, den Rotwein sowie die echte Herzlichkeit der jungen Servicedame, sprich die Tochter von Karin und Markus.
Rinnen, am 18.10.2019
Johann Pichler