Besuchsbericht Gasthof Hirschen // Imst

vom 11.12.2019

Tradition, Leidenschaft, Gastfreundschaft und hartnäckiges Feingefühl bringen den Erfolg mit sich
Wirtshausstammtische gibt es hier im Hirschen etliche, aber vielerorts sind sie schon teilweise ausgestorben. Mittlerweile werden von den obersten Politikern des Landes wieder welche einberufen, um diese wieder zu kultivieren. Viele Wirte geben den behördlichen Auflagen, den großen bürokratischen Nachfolgeregelungen oder den ständigen wirtschaftlich notwendigen Investitionen die Schuld. Aber ein Problem haben alle gemeinsam, wo sie auch nicht mit viel Geld drum herum kommen, nämlich gutes Personal zu finden.
So wie es mir manche Wirte erzählen wird es als gesellschaftliches Wohlstandsproblem angesehen. Wir werden im Personalmanagement umdenken und neue Strategien entwickeln müssen. Wir müssen uns fragen, ob wir unbedingt die Strategie verfolgen sollen, alles höher, schneller, größer und teurer zu machen, wie es bei manchen Gletscherskigebieten angedacht wird. Ist das wirklich die einzige Lösung? Muss man auf dem höchsten Cafe Österreichs Mineralwasser aus dem Burgenland so teuer verkaufen? Ist das die Lösung? Das hat bis dato nicht funktioniert, ansonsten wäre man ja im Bezirk Imst und Pitztal zufrieden.
Was machen andere Täler in Tirol, die keine großen Skigebiete haben, z.B. Vilgratental, Defereggental, Virgental, Angerbergtal, Gschnitztal oder das Tiroler Gailtal? Bei vielen gilt schon das moderne Sprichwort „weniger ist oft mehr“.
In der Stadt Imst ist der Gasthof Hirschen, mittlerweile Hotel Gasthof, für alle Einheimischen, aber auch für Leute über die Landesgrenzen hinaus ein Inbegriff für Gastlichkeit und Kulinarik. Zig Feste, Veranstaltungen, Hochzeiten, Taufen, oder Leichenschmause werden hier fast täglich zelebriert. Und es ist schon sehr bemerkenswert, wie die Familie Staggl all diese Herausforderungen meistert. Der unermüdliche Wille alle Gäste auf höchstem Niveau und Gastlichkeit zu verwöhnen und begeistern macht es aus. Gasthof Hirschen ist schon seit 20 Jahren Mitglied der Tiroler Wirtshauskultur und ist natürlich ständig gewachsen. Aber er behielt die Bodenständigkeit, die Traditionen, das Authentische, die Gastfreundschaft sowie die besondere regionale Echtheit der Kulinarik. Diese Eigenschaften sind der Grund, warum für mich der Hirschen zu einem unserer tollen Vorzeigebetriebe zählt.





Markus, Verkaufsleiter einer Lebensmittelfirma im Großhandel, und ich genossen neben einen Stammtisch älterer Herren eine sehr gute Flasche Lagrein zu der wir eine im Ganzen gebratene Huft mit feinem Grillgemüse, Steakfries, und einen frischen Salat vom Buffet, gustierten. Alles schmeckte hervorragend und es war, wie fast immer im Hirschen, viel los. Die Küche und das Service sind jedoch bestens für große Anstürme organisiert.
Wir beobachteten die konservativen älteren Herren am Stammtisch, die nicht gerade den freundlichsten Umgangston mit den teils nicht aus Österreich stammenden Serviceteam pflegten. Sogar von dieser Seite wird es dem Wirt nicht leicht gemacht, wo man ohnehin schon froh sein muss, professionelles Personal zu bekommen.
Zu späterer Stunde setzte sich Hannes und seine Tochter Katharina zu uns und wir hatten einen wirklich sehr hochkarätigen Hoangascht über den Tourismus und die Gastronomie. Der Spruch „beim Reden kemmen die Leut‘ zamm“ ist nach wie vor sehr wichtig, allerdings wenn es die richtigen Leut‘ sind. Beim Stammtisch nebenan ist eigentlich nur ausg’richtet und gejammert worden. Ein konstruktives Gespräch des Öfteren bringt oft mehr als ein täglicher Stammtisch.
Ich wünsche der Familie Staggl eine besinnliche Adventzeit und schöne Festtage sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr, auch wenn es im Gastgewerbe mit all den großen Herausforderungen nicht sehr leicht ist. Meine Bewunderung für ihre Kraft und Stärke haben sie auf jeden Fall.
Imst, am 11.12.2019 Johann Pichler